What's next? - Die Reise der Ziellosen



Im ersten Post dieses Blogs - Worum geht es hier eigentlich? - habe ich hochtrabend erklärt, dass die kommende Reise nach Afrika nur einer von vielen Schritten zu einem veränderten Leben sein wird. Mittlerweile bin ich schon seit mehr als zwei Wochen wieder in Deutschland und noch immer der Alte. Drei Monate auf Reisen haben mich nicht automatisch zu einem neuen Menschen gemacht. Auch mein Leben in der Heimat nimmt noch immer seinen gewohnten Gang. Tolle Erlebnisse, viel Zeit und grenzenlose Freiheit reichen leider nicht um ein Leben zu verändern. Schade eigentlich das wär so schön leicht, wenngleich das weder Ziel meiner Reise war, noch habe ich es erhofft.
Um in Zukunft wirklich ein verändertes Leben zu führen, muss ich selbst aktiv bleiben und viel an mir arbeiten. Das tue ich und es ist jetzt schon verdammt anstregend. Etwas zusätzliche Motivation und Druck von außen kann ich dabei gut gebrauchen, weshalb ich den Blog fortführen möchte. Was das kurzfristig für NachVorneSchauen bedeutet, kann ich noch nicht mit letzter Sicherheit sagen. Auf jeden Fall wird der Schwerpunkt vom Thema Reisen wegrücken und die Psyche sowie das Leben allgemein werden zu den zentralen Themen aufsteigen. Ich möchte noch tiefer in die Psychosomatik und Psychotherapie eintauchen, mein eigenes Versuchskaninchen sein und dann die interessanten Erkenntnisse mit dir teilen.

Meine Reise ist also nicht zu Ende, sie hat gerade erst begonnen.

*Gedankensprung* Genug von meiner aktuellen Situation. Betrachten wir doch mal das Leben ganz allgemein. Eigentlich ist ja das ganze Leben nichts anderes als eine lange Reise, vollkommen frei und ohne bekanntes Ende. "Wo lande ich als nächstes? Keine Ahnung. Wie aufregend!"
Du kannst gehen wohin du willst, tun und lassen was du willst und meistens hast du genug Zeit das Leben ausgiebig auszuprobieren. Einige Menschen machen jedoch den Fehler die gebotene Freiheit nicht einzuschränken, was zu Problemen führen kann. Sie leben ohne klares Ziele vor den Augen in den Tag hinein, träumen von einer strahlenden Zukunft und entscheiden spontan an jeder Kreuzung des Lebens wohin sie abbiegen. Kurzfristig mag das spannend sein. Man begrenzt sich nicht und theoretisch kann alles passieren. "Wie wunderbar, das will ich."
Längerfristig stellt sich jedoch meistens heraus, dass in Wahrheit nur sehr wenig passiert. Denn an jeder Kreuzung stehen unzählige Menschen, die sich nicht entscheiden können in welche Richtung sie als nächste gehen wollen. Entscheiden würde bedeuten Nein zu etwas sagen zu müssen und das fällt den meisten von uns verdammt schwer. Wenn du aber dort ankommst, wissen die Anderen genau in welche Richtung du gehen solltest. Für Andere entscheiden ist nämlich ganz leicht, weil es uns selbst nicht einschränkt. So ging es einem Freund von mir. An jeder Kreuzung stand jemand der es gut meinte und ihm gesagt hat wohin er gehen sollte. "Du musst studieren. Das ist gut, da kannst du mal ganz viel Geld verdienen." Die eigene Entscheidung scheinbar den anderen zu überlassen ist ganz leicht, denn man kann die Verantwortung, falls es schief geht, gleich mit abgeben. Also ging er immer weiter, nur leider in eine für ihn ungünstige Richtung.
Andere wiederum brauchen Begleiter, weil sie zu feige sind ihren persönlichen Weg allein zu gehen. An jeder Kreuzung suchen sie verzweifelt, ob nicht jemand dort steht, der mit ihnen gemeinsam abbiegen will. "Nein? Wohin willst du denn? Naja, vielleicht kann ich mit dir zusammen gehen? Das ist zwar nicht meine Richtung, aber Hauptsache ich muss nicht allein sein."
Wieder andere sehen sich gezwungen ihre Unabhängigkeit in besonderer Weise zu demonstrieren und gehen eben gerade in die Straße, vor der sie gewarnt wurden, fest der Überzeugung dadurch zum Freigeist zu werden. "Nie will ich so wie ihr werden." Dass ihr zwanghafter Opportunismus das Gegenteil von Freiheit ist, kommt ihnen dabei nicht in den Sinn.
Obwohl du versucht hast dir alle Wege offen zu halten, kann es auf diese Weise passieren, dass du die Kontrolle über dein Leben verlierst. Was einst vielfältig und aufregend erschien, wird zunehmend eintönig und langweilig. Egal in welche Richtung du schaust, du erkennst, dass es schon lang nicht mehr dein Weg ist. Alle Möglichkeiten führen plötzlich nur noch in eine Straße hinein, in eine Sackgasse. Im Englischen heißt Sackgasse viel schöner: "Dead End" also "totes" oder noch besser "lebloses Ende".
Wenn du dein eigenes Leben jemals in einer Sackgasse wiedergefunden hast, weiß du wie leblos es dort sein kann. Leer, sinnlos, niedergeschlagen, orientierungslos schaust du dich um. Manchmal kannst du in der Ferne noch einen anderen Weg sehen. Einen Weg der nicht in eine Sackgasse zu führen scheint. Ein Weg der vielleicht dein Weg hätte sein können. Einen Weg der unerreichbar weit weg erscheint. Langsam dämmert dir auch, dass die Anderen nie wirklich für dich entschieden haben. Du warst nur zu ängstlich die Verantwortung für mögliche Fehler zu übernehmen. Denn in Wahrheit hast du am Ende immer selbst entschieden. Du fragst dich, wo die letzte Kreuzung war an der du falsch abgebogen bist. "So weit?" Du drehst dich um. Der Weg den du gekommen bist, sieht von hier unendlich steil aus. "Ich hätte diesen Job nie annehmen sollen. Ich hätte nie hierher ziehen sollen. Ich hätte ihn nie heiraten sollen. Ich kann jetzt nicht mehr zurück." Viele setzen sich resigniert hin und geben auf. Ein paar laufen stoisch weiter und verlieren sich in der Einöde, oder stoßen nach endlosen Irrwegen irgendwann mit viel Glück auf einen neuen Pfad.

Man kann die Entscheidungen zwar nicht ungeschehen machen, aber eine Sackgasse ist keine Einbahnstraße. Die Reise zurück von diesem "Dead End" auf den eigenen Weg ist nur extrem schwer.

Wieso führt man sein eigenes Leben in eine Sackgasse?
- Unter anderem weil man die Reise ohne klare Ziele antritt.

Egal ob du das Dead End verlassen willst, oder verhindern willst jemals dort anzukommen: Du brauchst Ziele! Was willst du erreichen? Wünsche, Träume, Spinnereien. Dinge die du längst aufgegeben hast. Schreib alles auf. Ob sie dir jetzt possible oder impossible erscheinen, egal. Mach eine Liste des Unmöglichen: eine Impossible List.

Was das Besondere an einer Impossible List ist und wie sie aussehen kann, zeige ich dir im nächsten Post.

Bis dahin, game on!

Kommentare

  1. Hi Julian, schön zu sehen, dass es dich noch gibt. Kannst dich ja mal beizeiten melden, bin immer noch im Skype unterwegs. Cheers, Sami.

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  2. Lieber Julian, es freut mich, dich gefunden zu haben. Ich habe keine Ahnung, was du aktuell beruflich treibst. Aber falls du Interesse an Psychiatrie hast, dann melde dich bitte bei mir: hcaspar@web.de.
    Liebe Grüße von Annette aus der Linde (und vom Bowling ;-) )

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